//
du liest...

Vehikel

Mobile Unabhängigkeit – So nah und doch so fern…. Eine kleine Oddysee durch die Welt der Bürokratie

Lari-Polo

Lari-Polo

Diesmal meldet sich die Teilzeitnerd-Freundin zu Wort… ich möchte euch auf einen kleinen Trip aus meinem Leben mitnehmen…

Ich erlebe es momentan als sehr großen Luxus: die mobile Unabhängigkeit. Sich einfach in sein Auto setzen und losfahren- egal, wohin. Egal, wann. Aber das hat bei mir ein bisschen gedauert.. ich erzähl auch warum…

Da ich die letzten vier Jahre diesen Vorzug nicht hatte, sondern immer jemanden um ein Auto anbetteln musste und mir jeder Kilometer für 20-30 Cent einfach zu viel und zu umständlich war, habe ich mich umso mehr gefreut, endlich selbst ein Auto zu haben! Nicht mehr warten müssen, bis man abgeholt wird, sich keine Sorgen mehr um meine Versicherung machen, kein Auto mehr fahren zu müssen, bei dem der Rückspiegel abfällt, wenn man ihn verstellen will, bei dem man erst mal den Müll beiseite räumen muss, wenn man einsteigt, das einfach stehen bleibt, oder das bei 100km/h schon fast auseinanderfällt. Endlich eine EIGENE Kiste!

Super! Da hab ich doch gleich den Polo des Geschäftskollegen meines Vaters gekauft. Der wohnt gleich einen Katzensprung über der französischen Grenze. Am Montag gleich mal anmelden: schließlich haben die auf der Zulassungsstelle in Karlsruhe nichts davon gesagt, dass man irgendwelche Extra-Papiere braucht, wenn man das Auto aus Frankreich kauft. Ja, Frankreich – ein schönes Land und was Autos betrifft, wohl nicht ganz so bürokratisch wie wir. Vielleicht auch eher das Gegenteil. Denn als ich auf die Zulassungsstelle fuhr, schaute mich der Herr an Schalter 1 etwas verwundert und kopfschüttelnd an, als er feststellen musste, dass bei diesen Papieren sämtliche technischen Daten fehlen (ich will meinen Verdacht, dass die deutschen Beamten einfach nur kein französisch lernen wollen, noch nicht ganz ablegen…). Der mehr oder eher weniger bemühte Herr hinter dem Beamtenschalter machte mir nun klar, dass ich außerdem noch einen deutschen TÜV brauche, weil sie den französischen nicht anerkennen möchten (warum nennt sich dieser Kontinent eigentlich „EU“??).

Also: Technische Papiere für 44 Euro bei VW nachbestellen. Warten bis die Papiere da sind.. Inzwischen ist es Dienstag und ich find eine Werkstatt, die mir das nicht-angemeldete und somit auch nicht versicherte Auto abholt und nen Tüv machen würde. Doch als die Herren am Mittwoch vor der Tür stehen, stellen sie fest, dass ihnen genau das Papier fehlt, das erst noch bei mir eintrifft. Ganz. Ruhig. Bleiben. Ende. Ist. In. Sicht.

Ja, ich hätte es mir ja auch denken können. Ich schicke die beiden Mechaniker also wieder weg und nehme mir vor, alles noch genauer nachzufragen und mir ab jetzt jede Aussage irgendwie schriftlich geben zu lassen oder die Leute zumindest dazu zwingen, mir zu versprechen, dass das was sie sagen richtig ist. Als nächstes rufe ich mal wieder in der Zulassungsstelle Backnang an, um zu fragen, ob ich das Auto denn mitbringen muss, wenn es aus dem Ausland kommt. In diesem Fall, müsste ich mir tatsächlich ein rotes Kennzeichen abholen, zwischen 30 und 50 Euro, um es hinfahren zu können. Inzwischen bin ich dort schon bekannt wie ein bunter Hund und ich hab den Eindruck, dass bei meiner Nummer schon fast keiner mehr ans Telefon geht. Wahrscheinlich knobeln sie schon, wer rangehen muss. Der Herr am Telefon bestätigt mir dann Gott sei dank- allerdings nach einem kurzen Zögern- dass ich nur die Unterlagen mitbringen muss.

Donnerstag: warten. Ich resigniere und freue mich meines restlichen Lebens. Wenn ich an meinem Auto vorbeilaufe, gucken wir uns nur kurz traurig an…

Freitag: Schwarz wie die Trauer steht er da…. Ich guck ihn an und seufze.. hoffentlich rostet er nicht ein …J…inzwischen ist sind auch die Papiere von VW wenigstens da.

Mittwoch: der nette Herr der Kfz-Werkstatt kommt nochmal vorbei und holt mein Auto. Wie hätte es auch ander sein können: es kommt natürlich durch den TÜV und ich bekomm sogar gratis noch ein Haltedings für das Kennzeichenschild, weil die Franzosen sowas auch nicht haben…. Das ist Service.

Sicherheitshalber ruf ich inzwischen auch nochmal bei der Behörde an: ob ich denn das Auto WIRKLICH nicht mitbringen muss. Witzigerweise meint der Herr diesmal, ich muss es mitbringen, wenn ich keine Tüv-bescheinigung hab. Nachdem ich ihm aber 2 mal klarmachen musste, dass ich besagte Bescheinigung aber habe, wollte er nur noch die französischen Nummernschilder sehen. Obwohl er vorher meinte, dass da eigentlich keine Kennzeichnungen drauf seien, die man entfernen müsse. Und obwohl sein Kollege letzte Woche behauptet hat, man könne damit überhaupt nix anfangen. Kurioserweise werde ich das Gefühl auch nicht los, dass ich sogar denselben wie letzte Woche am Telefon hatte…

Donnerstag: aufgeregt fahr ich zum Zulassungsamt. Wenn jetzt noch was fehlt, dann werde ich einfach ganz laut anfangen zu weinen, solange bis mir irgendjemand einen Wisch und zwei Schilder in die Hand drückt und mich wegschickt, bevor ich was zerstöre…

Ich hab wieder einen klassischen Beamten am Schalter, der mich gelangweilt anstarrt. Jetzt hat er offenbar an mir nichts mehr auszusetzen- auch wenn er ein französisches Papier begutachtet und mich auf einen Fehler bei der Erstzulassung hinweist, den ich ihm aber gleich wieder ausrede… Nach einigem Hin und Her zwischen Schilderwald, Geldautomat und Schalter werde ich dann schlussendlich 66 Euro los und darf zwei Blechschilder, ein Papier und ein paar Aufkleber mitnehmen, die eben so teuer sind, weil man sie mal „Urkunde“ genannt hat.

Daheim schraube ich nach 1,5 Wochen endlich die Schilder an mein Auto. Ich freu mich schon auf die Ummeldung in 3 Monaten! ;-)

Aber jetzt genieße ich erstmal meine Unabhängigkeit und das schöne Auto!

Wenn jetzt noch die Spritpreise sinken, dann geht´s mir noch besser! :-)

Also: Falls ihr euch jemals ein Auto aus einem anderen Bundesland kaufen solltet, achtet darauf, dass ihr bei der Behörde dann die folgenden Papiere zur Hand habt:
– Fahrzeugschein (oder eben den Wisch, den es im besagten Land für das Auto gibt)
– TÜV-Bescheinigung (ACHTUNG: es gilt nur der deutsche TÜV!!)
– COC-Papier (= früher EWG-Übereinstimmungsbescheinigung: entählt alle technischen Daten; ist normalerweise beim Auto dabei, wenn nicht: dann beim Hersteller bestellen! Es kann auch beim TÜV ein Gutachten gemacht werden um sowas zu bekommen – ist aber teurer!)
– gültiger Personalausweis
– Bestätigung des Wohnsitzes (ja, muss trotz Perso dabei sein)
– die alten Kennzeichen
– Versicherungsbestätigung (da reicht schon die sog. Deckungsnummer, noch bevor ihr den Versicherungsvertrag unterschreibt)
– Kaufvertrag (sie erkennen auch einen auf französisch an..:-) )

Viele Grüße von Lari und dem schwarzen Polo

Discussion

2 Responses to “Mobile Unabhängigkeit – So nah und doch so fern…. Eine kleine Oddysee durch die Welt der Bürokratie”

  1. Oje, das war ja wirklich eine Odyssee, die du aber erfolgreich gemeistert hast! Bin stolz auf dich, dass du soviel Durchhaltevermögen bewiesen hast und jetzt genieß die Zeit mit deinem schönen schwarzen Flitzer. :)

    Posted by Catherine | 4. Juni 2009, 23:53
  2. Kenn ich von meinen italienischen Rollern… ist auch immer eine ewige Prozedur und schwieriger, da Papiere aus Italien nicht einfach zu bekommen sind, aber der richtige TÜV macht es dann meistens schon ;-)

    Gruß Robin

    Posted by Robin | 20. August 2009, 00:06

Post a Comment