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VoIP die erste – Grundumbau Studio2

Wie ich ja auf dieser Page bereits angekündigt habe, haben wir großes vor.
„Wir“ heißt in diesem Falle „Fips“, beziehungsweise das Freie Radio Göppingen e.V..
Nachdem man uns nun diese Asterisk-Kiste vorgesetzt hatte (naja, eigentlich haben wir sie uns ja eher selbst vorgesetzt) , muss man das natürlich auch ausnützen. Was kann einem kleinen, innovativen, an geldnot leidendem freien Radiosender denn schon besseres passieren, als dass eine open source Telefonielösung vor ihm auf den Boden knallt? Eigentlich nichts. Zumal wir mit der herkömmlichen Lösung langsam an Grenzen stoßen. Mal kurz zur Erklärung, was ich unter herkömmlich verstehe:

Früher war es üblich, bei uns ist es noch so, dass man im Rack im Studio noch den guten alten Studer-Analog-Doppelhybriden wohnen hatte. Im Pult, in unserem Falle einmal ein Eela S440 und andermal ein Dateq BCS70, hatte man dann die entsprechenden zwei Telco module, die die N-1 bilden und auch die Ansteuerung des Hybriden übernehmen. Zwei analoge Telefonleitungen gehen in den Studer rein, sie kommen aber auch wieder raus. Daran hängen zwei normale Analogtelefone. Damit wird gewählt und das Vor- evtl. auch Nachgespräch geführt. Normaler ablauf beim Hörer auf Sendung nehmen ist also folgender:

  • Nummer am Telefon wählen
  • quatschen
  • über das Pult den Hybriden „OnAir“ schalten; ab jetzt ist das Telefon mit Hörer tot, kann auch aufgelegt werden, der Hybrid hält das gespräch und versorgt den Hörer mit dem entsprechenden Sendesignal (N-1)
  • Regler aufziehen, OnAir talken, Regler schließen
  • Telefonhörer am Telefon der entsprechenden Leitung abheben und Hybrid „OffAir“ nehmen.
  • Nachgespräch

Das Nachgespräch kann auch weggelassen werden. Hybrid „OffAir“ nehmen wäre dann das selbe wie auflegen. Ist es an sich ja auch. Alles ganz easy, null Rocketscience. Gute alte Analogtechnik. Unkaputtbar.
Dem geneigten Leser fällt auf: „Das ist ziemlich viel gedöhns!“  Stimmt. Mal schnell jemanden anrufen und OnAir erst ans Telefon gehen lassen funktioniert zwar technisch, ist aber kaum nebenher zu bewerkstelligen. Man ist ja selbstfahrer und hat noch andere Dinge zu tun. Zum Beispiel den Hörer bespaßen. Außerdem ist bei der Lösung nach zwei zeitgleichen Anrufern, einer pro Hybrid und Telco-Modul, schlichtweg schluss. Mehr geht nicht.

Daher nehmen wir gerne alles, womit das etwas schicker lösbar wird. Welche Lösungen sich hierzulande gerade quer durch sämtliche Funkhäuser finden lässt, habe ich ja auf der oben verlinkten Page schon beschrieben. Die Firma AVT hätte da Lösungen. Es gäbe auch eine VoIP-Version, ist aber in unserem Budget nicht drin, schon garnicht, weil ja zur Zeit eigentlich alles funktioniert. Kohle in etwas zu investieren, das eigentlich schon geht, es nur ein bisschen schicker macht, lässt sich beim Vorstand nur schwer begründen… ;)

Der Plan bei uns war es ja, den Asterisk dafür herzunehmen. Dazu muss man sagen, unsere Technikcrew hat ein bisschen den Hang zur IT und zum Softwaregefrickel. Vielleicht einfach deshalb, weil sie nichts ordentliches gelernt hat. So kommt es dazu, das bei fips weitaus mehr Rechner und Server am Produktivbetrieb beteiligt sind, als beim im selben Haus ansässigen lokalen Computerverein, der früher durchaus coole Dinge gemacht hat, es mittlerweile aber bevorzugt, die Computer sämtlicher Rentner dieser Nation zu reparieren. Naja, aber das ist ein anderes Thema.
Wie ich glaube ich schonmal irgendwo erwähnt hatte, ist es der ursprüngliche Plan, unsere Studer-Hybriden beizubehalten, sie aber mittels sogenannter ATAs (Analog Terminal Adapter) für die VoIP-Welt fit zu machen.
Analog -> VoIP = ATA
Bisher ist das noch der Plan, ob er sich als sinnvoll erweist, müssen wir noch feststellen. Auf die dahinterhängenden Analogtelefone wollen wir nämlich eigentlich verzichten und für die ganze Steuerungs-Bespaßung Asterisk und ein entsprechendes, radiotaugliches Interface zu nutzen. Womit wir auch schon bei einer kleinen Problemität wären:
Wenn ich alles über den Asterisk steuere, kann ich zwar wunderbar Anrufe in Richtung ATA-Hybrid schicken, aber ich muss sie trotzdem am Hybrid annehmen. Und nach dem Gespräch auch wieder auflegen. Ist etwas ätzend, wenn ich das Ding eigentlich über nen Touchscreen bedienen will. Das wäre beispielsweise mit einem Softphone viel einfacher zu bewerkstelligen, als bei unserer angedachten Lösung. Hier sind wir noch am Prüfen, was es für Möglichkeiten gibt. Und ob wir bei den ATAs und Hybriden bleiben. Oder ob man das anders bewerkstelligt. Nur hätte ich an dieser Stelle ganz gerne nicht auch noch einen Rechner mit Softphones stehen. Vielleicht bekommen wir die Patons ja überedet, irgendwas mit Autoanswer zu machen. Oder wir stopfen die entsprechenden Hybrid-Extensions einfach dauerhaft in einen MeetMe-Room und kippen dann dort die Anrufer mit dazu. Möglichkeiten zu Hauf.
Hier mal ein paar Bildchen von Umbau in Studio 2. Gut, die Bilder sind nicht sonderlich und es sind auch viel zu wenige. Aber immerhin:

Netzwerk-AuflegefeldATAs und Netzwerktester

Studio 2 ist also unser vorläufiger Testsite.

Bislang wurden Netzwerkkabel gezogen, entsprechend aufgelegt, Dosen drangebaut und die zwei Patton ATAs und das eigentliche Telefon, ein Snom 320, drangehangen. Es funktioniert auch schon. Mit den entsprechenden Einschränkungen eben. Anrufe laufen auf allen drei Geräten auf. Vorgespräch am Fon geht auch klar. Weiterverbinden an einen ATA auch. Nur, zurückholen ans Telefon geht erstmal nicht. Der ATA hat das Gespräch und mit normalen Funktionen eines Telefons kann ich ihm das auch nicht wieder wegnehmen. Erster Grund fürs eine erweiterte Lösung. Ich kann derzeit auch nicht einfach am Telefon wählen und das Gespräch sofort auf nen ATA schieben. Also OnAir jemanden anrufen und rangehen lassen. Beim tuten existiert im SIP-Sinne noch keine wirkliche Verbindung, daher kann ich auch nichts weiterverbinden. Hier helfen wir uns zur Zeit mit einem kleinen Web-Formular, das einen PBX-Call initiiert. Schön und toll ist aber anders. Daher muss ein Interface her, dass das über das AMI anspricht. Dann funzt das.

Selber machen war angedacht und angesprochen. Aber warum nicht erst mal dieses Internet auf den Kopf stellen und gucken, ob jemand ähnliche Probleme hat. Gut, das Problem haben jetzt nicht gerade Millionen User bei sich zu Hause, es ist durchaus ein Nischenproblem, aber man findet vereinzelt durchaus Dinge. Zum Beispiel eine Software namens phoneBox Solo von Broadcast Bionics. Schickes Teil, aber nicht ganz in unserem Preisrahmen. Auch müssten wir uns von unseren Studer-Hybriden verabschieden, aber vielleicht kommen wir da sowieso nicht drumrum.
Anderes Teil: der CallCommander von den Salem Radio Labs. Der Laden könnte dem ein oder anderen durchaus bekannt sein. Die machen mit Rivendell auch dieses Radio-Software-Linux-Rundumsoglos-Paket. Problem am Call Commander, die Doku ist recht überschaubar. Also eigentlich ist sie nicht existent. Das einzige, was es gibt, sind die Man-Pages in den Sourcen. Sehr vereinzelt noch ne Mailingliste, aber richtig hilfreiches steht da auch nicht. Aber nicht so schlimm, der wichtigste Teil ist bereits kompiliert und am laufen. Mit dem AMI (Asterisk Management Interface) spricht es auch schon. Für den ersten Test müsste das Teil nur noch richtig mit Asterisk bekannt gemacht werden. Extensions zuordnen, incoming Lines zuordnen, parking extensions definieren und so gedöns. Da wir das nicht unbedingt am Produktivsystem machen wollen, wir sind ja schließlich nicht allein darauf unterwegs, müsste dafür nochmal eine Asterisk-Kiste aufgesetzt werden.
Aussehen tut das Teil so:

CallCommander in 12-Line, 2-Hybrid config

Aber nun, was könnte der CallCommander. Theoretisch folgendes:

  • Bis zu vier Hybriden von bis zu 12 Leitungen.
  • Bedienung angelehnt an die guten alten Telos Desktop Director.
  • Komplettes Call Screening mit mehreren Screening Stations pro zugeordnetem Studio,
  • Frei konfigurierbare Oberfläche,
  • Studio Client für Linux und Windows,
  • Datenbank im Hintergrund zur wiedererkennung der Anrufer.
  • Irgendwie kann man die Gespräche auch direkt aufzeichnen, aber das brauchen wir nicht und kapiert hab ich es auch nicht. ;)

Praktisch wissen wir das ganze noch nicht so. Die Entwicklung ist scheinbar noch nicht eingestellt, aber es wird auch nicht sonderlich rege daran gearbeitet. Die Asterisk-Unterstützung wird noch als „experimental“ angegeben und ist auch erst seit ein paar Versionen dabei. Ob und wie stabil das alles läuft, man weiß es nicht. Wir sind gespannt und halten euch auf dem laufenden.

Discussion

One Response to “VoIP die erste – Grundumbau Studio2”

  1. puhh ..die Hälfte davon hab ich nicht verstanden wegen fehlendem „Fachwissen“ (leide unter Technik-Legasthenie) aber *anmerk* sehr sehr löblich und vorbildlich wieviel Engagement und Zeit Du in die Sache steckst !
    Grüßle Sunny

    Posted by Sunny | 27. Juni 2011, 10:57

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