//
du liest...

Allgemein

Richtfunk-Review – Resumée nach 2,5 Jahren Betrieb

Im Januar 2012 habe ich hier geschrieben, wie wir unsere Lowcost-Senderzuführung aufgebaut haben.
Wir sind mittlerweile dauerhaft auf UKW, manches hat sich verändert, manches wurde erweitert und natürlich wurden wir auch einiges an Erfahrungen reicher. Diese Erfahrungen möchte ich hier teilen.
Was man sagen muss:
Das Zeug funktioniert echt zuverlässig.
Wenn wir von irgendwo aus unserer Stadt senden, ist es mittlerweile die Lösung der Wahl, das über die Ubiquiti-Strecken zu machen. Sobald vom gewünschten Sendeort die Klinik sichtbar ist, steht der Aktion eigentlich nichts mehr im Wege. Wir haben immer eine Schüssel im Schrank liegen, die wir mit raus nehmen können. Einmal konfiguriert muss diese vor Ort nur eingesteckt und ausgerichtet werden. Vorausgesetzt, die gegenstelle auf der Klinik wurde im Vorfeld ebenfalls entsprechend ausgerichtet.
Dadurch, dass die Funkstrecken für jegliche IP-Anwendungen völlig Transparent sind, sind der Möglichkeiten, was man alles darüber jagt, auch keine Grenzen gesetzt, solange der Übertragung das IP-Protokoll zugrunde liegt.
Es hat sich eingebürgert, dass wir von draußen, direkt vom Server im Sender ausspielen. Da unsere Playoutsoftware die Daten der geladenen Player im RAM puffert, gibt es hier auch keine Aussetzer. Einzig das Laden der Player dauert einen Augenblick länger als im Studio. Telefonanbindung per VoIP inklusive Intercom ins Studio funktioniert ebenfalls Problemlos. Der nächste Schritt wäre jetzt die Pultanbindung um auch draußen CallIns über die Hotline-Nummer annehmen zu können. Teilweise funktioniert das auch bereits.
Neben den In- und Exstreamern der Firma Barix zur Audioübertragung sind wir auch auf deren Barionet-Module aufmerksam geworden. Damit können wir von vor Ort die Kreuzschiene im Studio umschalten. Somit muss bei den Übergängen von Studio nach Draußen und zurück niemand mehr im Studio sitzen, der die Umschaltung regelt. Letztendlich ist das ein über IP verlängertes Relais. Der Schalterdruck von vor Ort wird an die Gegenseite gesendet wo ein Relais angezogen wird. Die Rückmeldung, ob es auch geschaltet wurde, kommt gleich wieder zurück. Sehr praktisch. Die Dinger können eigentlich noch viel mehr als wir nutzen.
Natürlich gab es auch schon ausfälle bei den Funkstrecken, aber die können wir allesamt nachvollziehen. Auch wenn es manchmal etwas länger gedauert hat ;-) Wir konnten das aber im Endeffekt auf wenige Gründe kompensieren:
Kurz zusammen gefasst sind es:

  • Kaputte Kabel
  • Wasser an falschen Stellen
  • Fehlkonfigurationen

Kaputte Kabel

Das war eine etwas langwierige Geschichte, weil das Fehlerbild nicht eindeutig war bzw. im Nachhinein war es eindeutig, nur wir hatten es lange nicht gerafft ;-) Wir konnten beispielsweise ins Studio streamen, hatten aber gelegentlich kurze Aussetzer oder Spratzler im Stream. Nicht schön aber auch nicht so, dass es nicht Sendefähig gewesen wäre. Auch war der Internetzugriff von draußen nicht wirklich sportlich. Wenn man vom Studio aus auf diverses IP-Gedöns zugreifen wollte, dass über die Funkstrecken an uns dranhängt, war das auch oft recht träge. Die Schüsseln untereinander haben aber traumhafte Übertragungsraten hinbekommen. Vermutet wurde die LAN-Verbindung von unserem Studio auf unser Dach. Die Zuführung vom Studio zum Sender hat aber problemlos funktioniert, was uns dazu verleiten ließ, die Sache nicht eindeutig zu verfolgen. Zudem hatten wir die Leitung ja beim Aufbau durchgemessen, da hat ja alles gepasst.
Naja, es war trotzdem die Leitung. Sogar unser Switch hat gelegentlich die Zusammenarbeit mit der Leitung verweigert in dem er einfach den Port wieder down genommen hat. Als Notbehelf hatten wir dort zusätzlich einen extrem simplen Switch dazwischen gehängt, der seinem HP ProCurve-Bruder eine stabile Verbindung vorgegaukelt hat.
Letztendlich war das Kabel aufs Dach kaputt. Vermutlich wurde es beschädigt, als wir mal neue Fenster bekommen haben und die Herren Handwerker nicht sonderlich auf das dort bereits verlegte Kabel aufgepasst haben. Bei nochmaligem durchmessen waren einzelne Adern nicht mehr durchgängig. Und zwar Teile der RX-Adern vom Studio aufs Dach. TX war noch intakt. Daher konnten wir per UDP auch problemlos raus streamen, aber nur noch schlecht rein. Und http-Anfragen waren dank TCP recht träge, da hier ja auf Paketbestätigung gewartet wird, die Latenzen aber sehr hoch waren. Wir haben dann ein neues Kabel aufs Dach gezogen, jetzt tut das wieder Problemlos.

Wasser an falschen Stellen

In dem Artikel von vor 2,5 Jahren spreche ich irgendwann die tollen Outdoor-Kabel von Ubiquiti an. Naja, was soll ich sagen, so toll waren die nicht. Hat aber auch gedauert, bis wir das bemerkt hatten.
Uns ist irgendwann eine der Schüsseln auf der Klinik ausgefallen. Die Vermutung, dass sie sich nur aufgehangen hat, hatte sich vor Ort leider nicht bestätigt. Es ist Wasser in den PoE-Injektor gelaufen. Dort hat das einen ordentlichen Kurzschluss verursacht. Mann konnte recht genau sehen, welche zwei Kontakte für die Spannungsversorgung zuständig waren: Die beiden, die dort jetzt fehlten. Injektor Schrott, Schüssel auch. der Stecker am Kabel war durch den Kurzschluss ebenfalls nicht mehr zu gebrauchen und musste neu Gecrimpt werden. Komisch dabei: Das Kabel war außen trocken, nur innerhalb des Mantels war es nass. Wir dachten zuerst an Kondenswasser wegen des Aufwärmens bei Sonnenschein und des starken Abkühlens in der Nacht, aber so viel? Es hat regelrecht aus dem Mantel getropft.
Da neue Kabel ziehen dort bislang nicht drin war und uns auch niemand sagen konnte, wie man denn im Außenbereich sinnvoll LAN-Kabel verlegt und was für welche überhaupt für draußen geeignet sind, gab es hier einen Notbehelf.
Erst mal haben wir dort ein Patchfeld angebracht, so dass die Kabel, die nach draußen gehen, nicht mehr direkt an den PoE-Injektoren hängen. Zudem haben wir uns noch sagen lassen, dass es hilft, die letzten 10 cm des Mantels zu entfernen, so dass das Wasser einfach abtropfen kann, bevor es weitergeht. Was es bringt, sehen wir dann in ca. 2 Jahren ;-)
Mittlerweile ist auch recht offensichtlich, wie das Wasser dort rein kam:

kabel-gebrochenDarauf habe ich mal die Firma kontaktiert und gefragt, wie sie sich das denn mit einem Outdoorkabel vorstellen, dass bei dauerhafter UV-Bestrahlung auseinanderfällt. Es wurde dann eingeräumt, dass es bei der ersten Charche dieser Kabel da wohl Probleme gab. Die neuen hätten dieses Problem nicht mehr. Wenn ich die restliche Trommel schicken könnte, würde ich eine neue bekommen. Immerhin Kulant, aber der Versand nach Kalifornien wäre dann doch etwas teuer gekommen.

 

 

Fehlkonfigurationen

Auch das passiert, allerdings eher in Verbindung mit Zusatzequipment. Die Schüsseln selbst zu konfigurieren ist in der Tat kein Hexenwerk. Man kann sich zwar beliebig in die Tiefen der Einstellungen vorwagen, aber einen funktionierenden Link hat man eigentlich recht schnell. Wir haben aber mittlerweile angefangen an Stellen wo wir mehrere Schüsseln betreiben, die Kombination aus PoE-Injektoren und Switches gegen die Tough-Switches von Ubiquiti zu tauschen. Das macht die Sache um einiges übersichtlicher, da man sich Verkabelung und eine Vielzahl an wirren Kästchen spart:

Kasten-Chaos

ohne Toughswitch

mit Toughswitch

mit Toughswitch

Ok, es wurde doch noch etwas mehr aufgeräumt da drin, aber trotzdem. Grundsätzlich können die Switche auch alles, was unsere HP 1810er können. Zusätzlich haben sie allerdings noch ein paar praktische Zusatzfunktionen, wie beispielsweise den Ping-Watchdog. Dabei kann man den Switch irgend eine beliebige IP anpingen lassen, antwortet sie nicht mehr, kann man einen definierten Port kurz stromlos machen. So kann man beispielsweise eine hängende Schüssel automatisch wieder zum Leben erwecken. Sollte allerdings alles ordentlich konfiguriert sein, sonst kann man bei einem Firmwareupdate der Schüssel selbige auch gleich für alle Ewigkeit ins Nirvana schicken.

Und eben diese Funktion hat uns auch schonmal in die Suppe gespuckt. Es wurden schlicht ein paar Adressen geändert was dazu geführt hat, dass unsere Übertragungsstrecke von draußen ins Studio so ca. alle 10 Minuten zusammengebrochen ist. Wir haben den Fehler noch während des Aufbauens bemerkt, aber es hat ein Weilchen gedauert, bis wir dahinter gestiegen sind ;-).

Discussion

3 Responses to “Richtfunk-Review – Resumée nach 2,5 Jahren Betrieb”

  1. Hey Alex,
    ich fand das ja damals schon geil, aber inzwischen ist das ja echt nochmal eine Spur professioneller geworden. Chapeau! Wir müssen echt mal wieder was starten – so eine Abfahrt wie anno dazumal müsste sich ja eigentlich mal einfädeln lassen. Und dann musst du mir den ganzen Kram mal im Außeneinsatz zeigen. Seid ihr wieder auf dem Weihnachtsmarkt in Göppingen?

    Posted by Schiri | 14. Oktober 2014, 06:47
  2. Hey,

    Ist zwar jetzt schon ein weilchen her dein Blog, aber ich habe vollstes Mitgefühl für dich.

    Auch uns ist es bei mehr als 20 Sendestandorten passiert, dass dieses Kabel brüchig wurden und alles bruzelten :)

    Bei uns putzte sich aber der Zwischenhändler ab und wir blieben auf dem gesamten Schaden sitzen.

    Wenn du noch auf der Suche nach anständigen Outdoorkabeln bist :

    Corning( glaube eine Tochter von Siemens) stellt einige Outdoorkabel her mit denen wir seit Jahren keine Probleme haben.

    Lg

    Posted by Thomas Moser | 15. März 2016, 17:39
  3. Hallo Thomas,
    vielen Dank für den Hinweis. Bislang haben wir noch keine ordentlichen Outdoorkabel gefunden. Wir haben überlegt, ob wir es nochmal mit den neuen Ubiquiti-Kabeln versuchen sollen, haben bislang aber noch nichts gemacht. Auch die siffenden Kabel sind noch nicht ausgetauscht, weil es seit den angesprochenen Maßnahmen keine Probleme mehr gab ;-)
    Aber jetzt haben wir mal nen Anhaltspunkt zum suchen, danke.
    Grüße
    Alex

    Posted by alex | 16. März 2016, 20:04

Post a Comment